18.12.2017Fachbeitrag

Newsletter Gesellschaftsrecht/M&A Dezember 2017

Warranty & Indemnity-Versicherungen bei M&A-Transaktionen

Warranty & Indemnity-Versicherungen (auch Gewährleistungsversicherungen, nachfolgend „W&I-Versicherungen“) bei M&A-Transaktionen dienen der Absicherung bestimmter Transaktionsrisiken. Während das Produkt im angelsächsischen Raum und in Skandinavien schon seit einiger Zeit weit verbreitet ist, gewinnen W&I-Versicherungen auch im deutschen Markt an Popularität. Der Abschluss von W&IVersicherungen ist insbesondere fester Bestandteil von Private Equity-Transaktionen, erlangt aber auch bei strategischen Investoren zunehmende Beliebtheit.

Kernstück der Verhandlungen bei M&A-Transaktionen ist regelmäßig die Risikoallokation zwischen den Parteien. Der Verkäufer möchte den höchstmöglichen Kaufpreis erzielen und seine Haftungsrisiken aus der Verletzung von Garantien und Schadloshaltungen möglichst gering halten. Der Käufer strebt demgegenüber eine umfassende Absicherung bei einem möglichst geringen Kaufpreis an. Diese widerstreitenden Interessen können zu einer erheblichen Verzögerung oder schlimmstenfalls sogar zum Abbruch einer M&A-Transaktion führen. Durch den Abschluss einer W&I-Versicherung kann in einer derartigen Konstellation ein Interessenausgleich durch Übertragung der aus einer Garantieverletzung resultierenden Risiken auf einen Versicherer erreicht werden.

Weit überwiegend Abschluss von Käuferpolicen

W&I-Versicherungen können als Verkäufer- oder Käuferpolicen abgeschlossen werden. Die Verkäuferpolice ist eine Vermögensschadenshaftpflichtversicherung für den Verkäufer. Die Käuferpolice schützt den Käufer vor Vermögensverlusten aus Garantieverletzungen. Weit überwiegend werden Käuferpolicen abgeschlossen, weshalb die nachfolgenden Ausführungen das Vorliegen einer Käuferpolice zugrunde legen. Auch bei Abschluss einer Käuferpolice wird die Prämie im Innenverhältnis nicht zwingend vom Käufer getragen, sondern die Kostentragung ist Verhandlungssache zwischen den Parteien.

Gründe für den Abschluss von W&I-Versicherungen

Neben dem Überwinden von Interessenkonflikten kann der Abschluss einer W&I-Versicherung auch aus weiteren Gründen für beide Parteien von Interesse sein. Der Käufer kann etwaige Ansprüche im Umfang der Versicherungsdeckung direkt gegen die Versicherung richten und hat in der Versicherung einen solventen Schuldner. Dies ist insbesondere interessant, wenn sich der Verkäufer oder das Zielunternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet, oder der Verkäufer im Ausland ansässig oder eine Beteiligungsgesellschaft, die nach dem Verkauf liquidiert werden soll, ist. Im Umfang der Versicherungsdeckung ist keine weitere Absicherung der Verkäuferhaftung, beispielsweise durch die Zurückhaltung eines Teils des Kaufpreises, erforderlich. Der vollständige Kaufpreis kann an den Verkäufer ausgekehrt werden und dieser einen „clean exit“ erreichen. Dies ist von besonderer Relevanz bei Private Equity-Transaktionen, da so eine umfassende Ausschüttung der Transaktionserlöse an die Investoren gewährleistet werden kann. wird der Verkaufserlös durch den Abschluss einer W&I-Versicherung geschützt. Ferner geben Finanzinvestoren ungern Gewährleistungen in Bezug auf das operative Geschäft ab.

Versicherte Risiken, Deckungsbeschränkungen und Dauer der Versicherung

Die W&I-Versicherung versichert unbekannte Risiken aus der Verletzung von verkäuferseitig abgegebenen Garantien. Der Umfang wird in jedem Fall separat verhandelt. Idealerweise werden sämtliche Risiken versichert, da ansonsten die nichtversicherten Risiken durch weitere Sicherungsmechanismen abgesichert werden müssen. Die W&I-Versicherung umfasst nur solche Risiken, die Gegenstand einer Due Diligence waren. Typischerweise nicht vom Deckungsschutz umfasst sind neben bekannten Risiken zukunftsorientierte Garantien, Garantien bezüglich Pensionszusagen, Produkthaftung, Umwelthaftung, Verrechnungspreisen und Geldbußen. Für solche Risiken existieren zusätzliche Produkte. Die Dauer der Versicherung kann über die Dauer der im Vertrag vereinbarten Verjährungsfristen hinausgehen und sieben bis zehn Jahre betragen.

Abschluss von W&I-Versicherungen und Versicherungsprämien

Anbieter von W&I-Versicherungen sind hoch spezialisiert und flexibel, so dass der Abschluss einer W&I-Versicherung circa ein bis zwei Wochen in Anspruch nimmt. Trotzdem ist es ratsam, den Versicherer möglichst zeitnah zu involvieren. Die Versicherungsprämien liegen bei W&I Versicherungen bei 1 – 1,5 Prozent der Deckungssumme.

Fazit

Durch den Abschluss einer W&I-Versicherung werden Transaktionsrisiken auf einen externen Dritten verlagert, was beiden Parteien zugute kommt. Insbesondere kann so ein Ausgleich widerstreitender Interessen zwischen Käufer und Verkäufer erreicht werden, sodass M&A-Transaktionen in vielen Konstellationen schneller, wirtschaftlicher und mit geringeren Risiken für beide Parteien abgeschlossen werden können.

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