12.11.2025 Fachbeitrag

Neue EU-Initiative zur Stärkung der Verteidigungsinvestitionen – Chancen für die Luftfahrt-, Verteidigungs- und SpaceTech-Industrie

Am 5. November 2025 haben der Rat der Europäischen Union und das Europäische Parlament eine vorläufige Einigung über einen neuen EU-Rahmen für Verteidigungsinvestitionen erzielt. Ziel ist es, Investitionen in die europäische Verteidigungsindustrie schneller, flexibler und besser koordiniert zu gestalten.

Die offizielle Pressemitteilung finden Sie hier: Rat der EU – Defence Investments Agreement

Diese Initiative ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung der European Defence Technological and Industrial Base (EDTIB) und zur besseren Verknüpfung ziviler, dual-use und verteidigungsrelevanter Innovationen.

Nachfolgend finden Sie eine kompakte Übersicht über die Initiative, ihre Bedeutung für die Luft- und Raumfahrt-, Verteidigungs- und SpaceTech-Branche sowie praktische Hinweise, wie Unternehmen von den kommenden Fördermöglichkeiten profitieren können.

1 Worum es bei der Initiative geht

Das Abkommen – häufig auch als „Defense Investment Omnibus“ bezeichnet – bringt gezielte Anpassungen mehrerer EU-Förderprogramme, um diese zugänglicher für Verteidigungs- und Dual-Use-Projekte zu machen.

Betroffene Programme sind u. a.:

  • European Defense Fund (EDF)
  • Horizon Europe
  • Digital Europe Programme
  • Connecting Europe Facility
  • Strategic Technologies for Europe Platform (STEP)

Darüber hinaus erhält auch die Ukraine das Recht, am EDF teilzunehmen – ein weiterer Schritt zur Vertiefung der europäischen Verteidigungszusammenarbeit.

Ziele der Initiative:

  • Beschleunigung von Investitionen in die europäische Verteidigungsindustrie.
  • Erleichterung von Übergängen zwischen ziviler und militärischer Innovation.
  • Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit von Industrie und Forschung.
  • Stärkung der strategischen Autonomie und Resilienz Europas.

2 Warum dies für die Aerospace-, Defense- & SpaceTech-Branche relevant ist

Für Unternehmen aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, NewSpace und SpaceTech eröffnen sich neue Chancen – insbesondere für diejenigen, die an Dual-Use-Technologien arbeiten.

Wesentliche Punkte:

  • Mehr Fördermöglichkeiten: EDF und verwandte Programme öffnen sich stärker für Projekte in den Bereichen Antriebssysteme, Sensorik, Hochleistungsmaterialien, autonome Systeme u. a.
  • Mehr Flexibilität: Zivile Programme wie Horizon Europe oder Digital Europe können künftig auch verteidigungsrelevante Innovationen unterstützen.
  • Europäische Kooperation: Viele Ausschreibungen setzen auf multinationale Konsortien und fördern so Partnerschaften zwischen Industrie, KMU und Forschungseinrichtungen.
  • Strategische Positionierung: Unternehmen, die ihre F&E-Aktivitäten an den sicherheits- und verteidigungspolitischen Zielen der EU ausrichten, verschaffen sich Wettbewerbsvorteile.
  • Compliance-Voraussetzungen: Fördernehmer müssen EU-Eigentums-, Kontroll- und Sicherheitsanforderungen erfüllen – ein zentraler Punkt insbesondere für Nicht-EU-Konzerne mit europäischen Tochtergesellschaften.

3 Wie Unternehmen teilnehmen können – praktische Schritte

Schritt 1 – Relevante Technologien und Assets identifizieren

  • Prüfen Sie Ihr Portfolio auf Dual-Use-Potenzial, etwa bei Luftfahrtstrukturen, Satellitenkomponenten, Sensorik, Antrieben oder Datensystemen.
  • Analysieren Sie, wie Ihre Kompetenzen zu den europäischen Sicherheits- und Verteidigungsprioritäten passen.

Schritt 2 – Konsortium aufbauen oder beitreten

  • Die meisten EDF- und Horizon-Ausschreibungen verlangen mindestens drei Partner aus drei verschiedenen EU- oder assoziierten Staaten.
  • Geeignete Industrie- und Forschungspartner sollten frühzeitig identifiziert werden.
  • Verhandeln Sie Konsortial- und IP-Vereinbarungen im Vorfeld.

Schritt 3 – Compliance und Förderfähigkeit prüfen

  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen als EU-basiert gilt und nicht von einer Nicht-EU-Muttergesellschaft kontrolliert wird – es sei denn, eine Genehmigung liegt vor.
  • Prüfen Sie Exportkontroll-, Cybersicherheits- und nationale Sicherheitsanforderungen.

Schritt 4 – Ausschreibungen regelmäßig verfolgen

  • Beobachten Sie die Portale der Europäischen Kommission zu EDF, STEP und Horizon Europe.
  • Der EDF fördert Forschungsprojekte mit bis zu 100 % und Entwicklungs-/Prototyping-Projekte mit signifikanter Kofinanzierung.
  • Leitfäden („Guide for Applicants“) sind über die EDF-Webseite abrufbar.

Schritt 5 – Rechtliche und strategische Vorbereitung

  • Überprüfen Sie Projekt- und Konsortialverträge, IP-Regelungen, Geheimhaltungs- und Sicherheitsklauseln.
  • Prüfen Sie, ob Vergabe- oder Exportkontrollvorschriften Anwendung finden.
  • Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen auf Audits und Sicherheitsüberprüfungen vorbereitet ist.

4 Besonderheiten für deutsche und europäische Unternehmen

Für Unternehmen mit Sitz in Deutschland und der DACH-Region bietet die Initiative neue Möglichkeiten, nationale F&E-Stärken mit EU-Verteidigungsprioritäten zu verknüpfen.

  • Erweiterter Zugang: Auch traditionell zivile Luftfahrt- oder Infrastrukturfirmen können nun stärker in Dual-Use- und Verteidigungsinnovationen einsteigen.
  • Vergabeerleichterungen: Bestimmte EU-finanzierte Projekte können Direktvergaben innerhalb bestehender Rahmenvereinbarungen (SAFE) ermöglichen.
  • Dual-Use-Fokus: Unternehmen mit Kompetenzen in Hochpräzisionsmaterialien, Elektronik oder raumfahrtbasierten Technologien (z. B. Aluminiumstrukturen, Satellitentechnik, KI-gestützte Analysen) sind besonders gut positioniert.
  • Compliance-Vorteil: Wer frühzeitig rechtliche, sicherheitsrelevante und exportkontrollrechtliche Anforderungen integriert, verbessert seine Förderfähigkeit und Erfolgsquoten.

5 Empfohlene nächste Schritte

a) Unternehmensanalyse: Identifizieren Sie, welche Geschäftsbereiche oder Technologien in das neue EU-Rahmenwerk passen.
b) EU-Förderworkshop: Führen Sie einen internen Workshop (Recht + Technik + Finanzen) zur Definition Ihrer Förderstrategie durch.
c) Monitoring-System: Etablieren Sie ein regelmäßiges Monitoring oder Benachrichtigungssystem für EDF- und verwandte EU-Ausschreibungen.
d) Partnernetzwerk: Nutzen Sie bestehende Industrie-, Forschungs- und Behördenkontakte für Konsortialbildungen.
e) Rechtliche Prüfung: Klären Sie IP-, Sicherheits- und Exportkontrollfragen vor 

6 Wie HEUKING Sie unterstützen kann

Unsere Teams für Aerospace & Defense sowie Space, NewSpace & SpaceTech unterstützen Mandanten bei:

  • Identifikation relevanter EU-Förderaufrufe und Förderfähigkeit.
  • Gestaltung und Verhandlung von Konsortial-, IP- und Compliance-Strukturen.
  • Beratung zu Exportkontrolle, Sicherheitsanforderungen und Eigentumsstrukturen.
  • Integration von Förderinstrumenten in Beschaffungs- und Beihilferegeln.
  • Unterstützung bei direkten Beschaffungsmöglichkeiten.
     
Als PDF herunterladen

Ansprechpartner

Sie benutzen aktuell einen veralteten und nicht mehr unterstützten Browser (Internet-Explorer). Um Ihnen die beste Benutzererfahrung zu gewährleisten und mögliche Probleme zu ersparen, empfehlen wir Ihnen einen moderneren Browser zu benutzen.